Der Weinbau an den Flüssen Saale und Unstrut wird erstmals im Jahr 998 urkundlich belegt. Kaiser Otto III. schenkte nach diesem Dokument dem Kloster Memleben sieben Orte mit allem Land und Gut. Dazu gehörten auch Weinberge. Es ist aber davon auszugehen, dass schon einige Zeit davor der Weinbau in großen Teilen Thüringens betrieben wurde. Nachweislich waren es vor allem die Klöster, die den Weinbau förderten. Der Wein war zu dieser Zeit nicht nur Privileg, sondern auch Ernährungsgrundlage der Bevölkerung, denn Trinkwasser war knapp und nicht haltbar.

Die Weinanbaufläche soll zu Beginn des 16. Jahrhunderts bis zu 10.000 ha betragen haben - eine unvorstellbare Blüte der Weinkultur.

Kriege und wetterbedingte Missernten folgten und vernichteten Rebflächen. Kartoffeln, Roggen, Gerste und Hopfen eroberten die Felder und lieferten die Grundlage für neue Getränke wie Bier und Schnaps. Für die damalige Zeit exotische Getränke wurden importiert, beispielsweise Kaffee, Kakao und Tee - ebenso der bessere und preiswertere Wein anderer Regionen. Dies ruinierte fast den gesamten regionalen Weinbau.
Nach dem Wiener Kongress 1815 kam das Gebiet in Preußischen Besitz, der Weinbau erfuhr einen Aufschwung, durch strenge Kontrollen und hohen Einfuhrzoll für ausländische Weine vergrößerten sich die Rebflächen wieder. Die Ende des 18. Jahrhunderts eingeschleppten Mehltaupilze (Oidium und Peronospora) stellten die Winzer vor große Probleme. Den schwersten Schlag jedoch erlebte der Weinbau durch den Einfall der Reblaus 1887.

Standen um die Jahrhundertwende noch rund 1.000 ha Reben, so waren es 1919 nur noch rund 100 ha.

Nachdem erkannt wurde, dass die Reblaus nur wurzelechte Europäerreben befällt, wurde mit der Züchtung der gepfropften Reben (mit reblausresistenten Unterlagen von Amerikanerreben) begonnen. Dabei spielte die Region um Naumburg - Freyburg - Bad Kösen eine Vorreiterrolle im gesamtdeutschen Weinbau.

Ab Anfang der 60er Jahre wurde der Weinbau wieder gefördert - die Rebflächen dehnten sich auf 480 ha aus.

Nach einer kältebedingten Stagnation im „Polarwinter“ 1986/87 (Temperaturen von -30°C) wurde nach der Wende mit der Gesamtfläche von ca 664 ha der jetzige Bestand erreicht.

1990 wurde der Weinbauverband Saale-Unstrut e.V. als Interessenvertretung für die Winzer gegründet, der 1991 in den Deutschen Weinbauverband aufgenommen wurde.

Weinanbaumethoden, Böden & Klima

Gegenwärtig sind rund 603 ha in Sachsen-Anhalt bestockt, 54 ha in Thüringen und 7 ha in Brandenburg. Die Region hat 4 Großlagen und 35 Einzellagen. Es sind über 30 Rebsorten, die hier angebaut werden - darunter befinden sich auch Raritäten (z.B. Gutedel), die nicht sehr häufig im deutschen Weinanbau vorkommen.

Der Weinbau wird in Weitraumanlagen und traditionsgemäß in Steil- und Terrassenanlagen betrieben. Größtenteils herrscht die Drahtrahmenerziehung vor, teilweise findet man noch Flächen mit Pfahlerziehung.

An den Hängen von Saale und Unstrut dominiert der Muschelkalkverwitterungsboden, aber auch Buntsandstein, Lößlehm und Kupferschiefer sind zu finden. In den Flusstälern bilden „Wärme-Inseln“ ein besonderes mildes Mikroklima.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,1° C. Hier scheint die Sonne etwa 1.600 Stunden im Jahr (an der Mosel vergleichsweise nur 1.370 Stunden). Der Thüringer Wald hält so manches schlechte Wetter vom Atlantik ab, leider lässt er aber auch recht wenig Regen ins Thüringer Becken (mit rund 500 mm Niederschlag im Jahr die regenärmste Weinbauregion Deutschlands). Dies äußert sich auch in relativ geringen Erträgen (30-50% niedriger als in anderen Anbaugebieten).

Massenweinbau kann und soll es an Saale und Unstrut gar nicht geben, die Qualität hat Vorrang!

Vor allem die Muschelkalkböden sorgen für sehr gehaltvolle Weine.

Bei einem guten Jahrgang entsteht durch das Spiel von Säure und Extrakt ein eigener unverwechselbarer Gebietstyp, in dem alles enthalten ist, was diese Landschaft so besonders macht- durch einen ausgesprochen reduktiven Ausbau gelingen vielen Winzern sehr mineralische, ausdrucksvolle Weine.